Es gibt viele Facetten der Jagd: Regulierung der Wildbestände, Arten- und Naturschutz, Eindämmung von Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest. Aber auch die Herstellung von Lebensmitteln ist ein wichtiger Aspekt der Jägerei. Während die Mehrheit der Deutschen das Töten von Tieren im Rahmen der Jagdausübung hinsichtlich der ersten drei Punkte für ethisch vertretbar hält, befürworten lediglich 37 % der Befragten die Gewinnung von Wildfleisch als ethisch korrekten Grund (Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag des Deutschen Jagdverbands (DJV)). Während bei Jägern regelmäßig Wildbratwürste, Wildsteaks und Rehrücken im Sommer auf dem Rost landen, greifen Nichtjäger in der Grillsaison eher zu Schweinefleisch aus dem Supermarkt.
Die Mitglieder unserer Jägervereinigung haben deswegen Anfang August das Event „Wildes Grillen“ auf die Beine gestellt, um Interessierte, vorzugsweise Nichtjäger, aus der Region auf die Thematik aufmerksam zu machen und zu zeigen, wie lecker und unkompliziert Fleisch vom Wild auch in den Sommermonaten sein kann. Gejagt wird nämlich das gesamte Jahr über und Wildfleisch kann mehr als zur Weihnachtszeit unter brauner Soße neben Knödeln und Rotkohl auf den Teller zu kommen (was natürlich auch superlecker ist!). Im Hochtaunuskreis sind etwa im vergangenen Jagdjahr (gerundet) 1.800 Stück Rehwild, 1.300 Stück Schwarzwild und 600 Stück Rotwild erlegt worden. Diese Tonnen an Wildbret müssen auch außerhalb der dunklen Jahreszeit vermarket werden und das Grillseminar sollte Appetit darauf machen. Nach einem Aufruf in den sozialen Medien und insbesondere in der örtlichen Presse gingen rund 200 Anfragen ein, von denen 30 eingeladen werden konnten.

Veranstaltet wurde der Grillnachmittag in Westerfeld auf dem Hof der Familie Groos, wo auch jährlich das Sommerfest der JV Usingen ausgerichtet wird. Der Nachmittag war unterteilt in einen Theorie- und in einen Praxisteil. Nach einer Begrüßung und dem Einstieg in das Thema Jagd und Wildbret durch unseren Vorsitzenden Frank Cernic, veranschaulichte Peter Bayer, Jäger und Metzgermeister, mit
einer Präsentation neben grundlegendem Wissen über verwertbare Teilstücke von Rot-, Reh- und Schwarzwild auch den fachgerechten Umgang mit frischen sowie eingefrorenem Wildfleisch. Während dieser Theoriestunde war auch genügend Raum für „Was ich eigentlich von einem Jäger schon immer mal wissen wollte“-Fragen. Dadurch entstand ein angeregter Austausch zwischen den Gästen und unseren Mitgliedern anstelle eines frontalen Vortrags. Den Teilnehmern konnte hier insbesondere mit auf den Weg gegeben werden, dass der regelmäßige Konsum von Wildbret als gesundes und natürliches Lebensmittel nicht mit einem schlechten Gewissen verbunden ist. Denn anders als bei kommerzieller Tierhaltung, bei der Angebot und Nachfrage die Zahl von geschlachteten Tieren beeinflusst, ist die Anzahl der geschossenen Wildtiere an gesetzliche Vorgaben gebunden und diese Stückzahlen sind jährlich unabhängig vom Konsumverhalten zu erfüllen. Da wäre es doch schade, wenn die erlegten Stücke nicht komplett verwertet werden und das Wildbret kaum Abnehmer finden würde.
Die Teilnehmer hatten sich jedoch nicht nur wegen der theoretischen Fortbildung zum Seminar angemeldet, sondern sie waren natürlich auch gespannt auf die angekündigte Verköstigung.

In der auf dem Hof befindlichen Wildkammer wurden vier Stück Rehwild vorbereitet und die Besucher waren ganz nah dran, als Bayer sie aus der Decke schlug und grob zerwirkte. Natürlich war auch gewünscht, dass sie selbst Hand anlegten. Nicht nur in der Wildkammer, sondern auch an einer von vier Station wurde fleißig geschnitten und aufgespießt. Die Spieße bestehend aus Hirsch- und Rehfleisch, Zwiebeln, Bacon und Paprika durften dann – neben Medaillons vom Wildschweinrücken, Wildbratwürsten, Frikadellen mit Schafskäse gefüllt und Rehrückenfilets – auf dem Grill bzw. auf eine Plancha. Besonders gut angekommen ist auch der „Pulled Pork“-Burger, für den Wildschwein im Smoker gegart und mit Rotkraut, Preiselbeersauce und Camembert im Burgerbrötchen serviert wurde. Überall auf dem Hof wurde an verschiedenen Stationen zubereitet, gebrutzelt, gekostet, gegessen und gesprochen. Die ausgelegten Listen über regionale Wildbret-Anbieter wurden interessiert mitgenommen sowie die ausgelegten Prospekte und Heftchen zum Thema Wildfleisch vom LJV. Die Resonanz und das Feedback der Teilnehmer sowie die Stimmung der Mitglieder, die das Event ausgerichtet haben, motivieren uns dazu, „Wildes Grillen“ im kommenden Jahr erneut anzubieten.
SuS